Nest-Ausflug in den Wald

Jeden Vormittag gehen die Nest-Kinder spazieren - und natürlich gibt es insbesondere im Wald immer etwas neues zu entdecken.

"Schnecke!", schreit Greta aufgeregt und zeigt auf den Boden. Die anderen Kinder laufen zu ihr und hocken sich rund um die Nacktschnecke. Hugo, der seit 2 Monaten läuft, stellt sich breitbeinig hin, schwankt ein wenig, balanciert sich aus und geht dann in die Knie, um ebenfalls die Schnecke zu betrachten.

Die Kinder gehören zu einer der beiden Nestgruppen des Montessori-Zentrums in Hofheim-Marxheim. Betreut werden sie von Ute, Edelgard (zwei Erzieherinnen mit der Zusatzqualifikation im Bereich der Montessori-Pädagogik von 0 ? 3 Jahren und dem Montessori-Diplom) und Hijam (einer Erzieherin im letzten Jahr der Erzieherausbildung).

Norik ist ganz aufgeregt: "Große Schnecke.", sagt er ehrfurchtsvoll und will die Schnecke mit einem Stock anschubsen. "Nicht schubsen, Norik", sagt Ute. "Die Schnecke schafft es alleine zu laufen." Entsprechend des Konzepts der Montessori-Pädagogik lernen die Kinder ganz nebenbei einen achtsamen und wertschätzenden Umgang mit der Natur.

Edelgard ruft: "Kommt, wir laufen weiter, ihr wollt doch noch in die Höhle." Die Kinder gehen jeden Tag am Vormittag spazieren. Entweder in den Park des Ordens "Haus vom guten Hirten", auf die Streuobstwiese, zum Kleintierzuchtverein oder in den Wald, der direkt an das Zentrumsgelände grenzt. Felicitas, die erst seit einer Woche in der Gruppe ist, läuft ein kleines Stück hinter der Gruppe. Hijam fragt Konstantine (Din): "Möchtest du Felicitas abholen?" Din läuft los, er nimmt Felicitas an die Hand und gemeinsam gehen sie weiter. Inzwischen hat sich Charlotte auf den Boden gesetzt. Mit beiden Handflächen streicht sie über den Kies. Ihre Zwillingsschwester Lucienne setzt sich neben sie und 'malt' mit einem kleinen Stock Muster in den Kies. Ute stellt sich dazu und wartet bis die Beiden fertiggemalt haben.

Derweil haben Greta und Norik die Höhle entdeckt. Eigentlich ist es nur eine Stelle am Wegrand, an der sich die Äste von zwei Weiden nach innen biegen und so eine Art Dach bilden. Doch für die Kinder ist es "die Höhle". Felicitas stellt sich darunter: "Ich bin schon in der Höhle!", ruft sie. Inzwischen sind auch die Zwillinge wieder zur Gruppe gestoßen. "Wo ist dein Sonnenhut Greta?", fragt Ute. Greta dreht sich um und läuft los, um den Hut zu holen. Er ist ihr beim Rennen vom Kopf geflogen. Norik hat einen Löwenzahn entdeckt, er pflückt ihn ab und beginnt die Samen weg zu pusten. Begeistert schauen Charlotte und Lucienne den davonfliegenden Samen nach. Din hat einen abgeholzten Baumstamm gefunden, auf dem er gleich zu balancieren beginnt. "Auch, auch!", ruft Lucienne und streckt ihre Arme Ute entgegen. "Du brauchst bitte Hilfe?", fragt Ute. Lucienne zieht sich an den Händen der Erzieherin hoch. "Bravo", ruft diese "jetzt bist du oben." Lucienne strahlt. Ute führt sie an der Hand über den Stamm.

Edelgard schaut auf ihre Armbanduhr. "Wir müssen uns auf den R?ckweg machen. Gleich gibt es leckere Nudeln mit Tomatensauce." - "Käse auch?", fragt Din. Edelgard lacht "Ja.", erwidert sie. Auf dem Rückweg laufen alle etwas schneller. Vielleicht hat das Erkunden des Waldes die Kinder ja hungrig gemacht. Nach dem Mittagessen machen die Kinder einen Mittagsschlaf und bestimmt träumt Hugo von der Schnecke.

(10.07.2015)