Unser Leitbild

Am 15.11.2011 hat die Mitgliederversammlung das Leitbild, an dem wir ein Jahr gearbeitet hatten, in Kraft gesetzt. Erstmalig haben wir unser Selbstverständnis so zusammengefasst, als Dokumentation des Erreichten und als Leitlinie für die nächsten Jahre.

Nach einer Evaluierung hat die Mitgliederversammlung am 14.11.2023 die überarbeitete Fassung verabschiedet und als verpflichtende Grundlage für die tägliche Arbeit und die Weiterentwicklung des Zentrums festgeschrieben.

Präambel

Dieses Leitbild stellt das Selbstverständnis aller zum Zentrum gehörigen Menschen - Mitarbeiter*innen, Eltern, Kinder und Jugendliche - dar und dient als Basis für das Zusammenleben.

Das Montessori-Zentrum Hofheim ist eine Erziehungs- und Bildungseinrichtung für Kinder und Jugendliche ab dem Kleinkindalter bis zum jeweils erreichbaren allgemeinbildenden staatlichen Schulabschluss. Die Kinder und Jugendlichen werden ganztägig begleitet.

Das Zentrum besteht aus den Einrichtungen, wie sie Dr. Maria Montessori als Entwicklungsstufen beschrieben hat: Kinderhaus mit Nest, sechsjährige Primarstufe, Sekundarstufen sowie dem Ausbildungsbereich für Erwachsene.

Grundlage der pädagogischen Arbeit bildet das reformpädagogische Konzept nach Maria Montessori.

Unser Zentrum steht grundsätzlich allen jungen Menschen unabhängig von Herkunft, Religion oder Leistungsvermögen offen.

In der Zusammensetzung der Kinderhaus- und Schulgruppen streben wir an, die gesellschaftliche Vielfalt ausgewogen zu berücksichtigen.

Wir begrüßen die Unterschiedlichkeit jedes Kindes und seiner individuellen Entwicklung und ermöglichen so das Entfalten des jeweiligen Potenzials junger Menschen.

Wir sorgen für eine vorbereitete Umgebung, die auf die Bedürfnisse des jungen Menschen mit jeweils passenden Lernanreizen zugeschnitten ist.

Unsere Vision

"Die Erziehung muss die Entwicklung der Individualität und die der Gesellschaft unterstützen. Ohne die Entwicklung des Einzelwesens kann es keine Entwicklung der Gesellschaft geben." (Maria Montessori)

Wir sind überzeugt, dass es freier und mündiger Menschen bedarf, die sich für die Verbesserung der  Gesellschaft einsetzen.

Dahinter steht das Vertrauen, dass sich das frei heranwachsende Kind zu einer Persönlichkeit entwickeln kann, die verantwortungsvoll mit sich selbst, der Gesellschaft und der Natur in Einklang steht.

Daher lernen Kinder und Jugendliche im Zentrum mit Freude und können sich selbst verwirklichen und Verantwortung für die Gemeinschaft übernehmen.

Unsere gelebte Haltung zum jungen Menschen ist unser Beitrag zur Entwicklung von Mitmenschlichkeit, Umweltbewusstsein, Weltoffenheit und somit für eine gerechtere und friedlichere Welt und den erhalt unseres Planeten.

Die Orientierung an Werten wie Toleranz, Respekt, Verantwortungsbewusstsein, Weltoffenheit und daraus abgeleitetes Handeln sollen ein sinnvolles menschliches Miteinander ermöglichen - nach Maria Montessori "Weltbürger" schaffen.

Wir haben den Anspruch, dass unsere Pädagogik ein Modell für ein an den Bedürfnissen der jungen Menschen orientiertes Bildungssystem darstellt.

Unser Anspruch an Erziehung und Bildung

"Wir isolieren das Kind nicht von der Welt, sondern wir geben ihm ein Rüstzeug, die ganze Welt und ihre Kultur zu erobern. Es ist wie ein Schlüssel zur Welt und ist nicht mit der Welt selbst zu verwechseln." (Maria Montessori)

Zu diesem Rüstzeug gehören zum Beispiel das Denken in Zusammenhängen, die Fähigkeit, Probleme zu lösen, Selbständigkeit, Eigenverantwortung, Teamfähigkeit und Lernbereitschaft.

Im Mittelpunkt unserer Pädagogik steht das Ziel, die Gesamtpersönlichkeit des jungen Menschen zu entwickeln. Ein so verstandener Bildungsbegriff umfasst mehr als den Erwerb von Wissen und eine rein am Arbeitsmarkt ausgerichtete Qualifikation. Unser Persönlichkeitsbild beinhaltet einen gefestigten Charakter, der in einer sich verändernden gesellschaftlichen und beruflichen Wirklichkeit seinen Platz findet.

Unser Verständnis von Leistung bezieht den ganzen Menschen ein, sie hat als Ziel die Persönlichkeitsbildung. Die Art, wie Kompetenzen und Wissen erworben werden, dient dem Ziel.

Im Mittelpunkt stehen Lernen als selbstgesteuerter Prozess und die individuellen Fortschritte, die ein junger Mensch auf diesem Weg macht.

Wir begreifen Lernen als lebenslangen Prozess des Menschen, der seine Umwelt verantwortungsvoll formt und sich dadurch entwickelt. Damit die jungen Menschen so lernen, stellen wir eine vorbereitete Umgebung her, in der ein angemessenes Verhältnis zwischen Herausforderungen und Bedürfnissen, Interessen und Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen besteht.

Unsere besonderen Lösungen

Wir begleiten die jungen Menschen über alle Entwicklungsstufen hinweg, vom Kleinkind bis zum jungen Erwachsenen und achten besonders auf die Übergänge innerhalb des Zentrums.

Die jungen Menschen lernen bei uns grundsätzlich in altersgemischten Gruppen. Bei der Zusammensetzung der Gruppen achten wir auf eine ausgewogene Mischung bezüglich des Alters, des Lern- und Entwicklungsstandes, des Geschlechtes, der Stärken und besonderen Bedürfnisse.

So können sie von der Unterschiedlichkeit und Vielfalt profitieren. Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung lernen ganz selbstverständlich gemeinsam; Inklusion ist die Normalität.

Sie arbeiten selbständig und eigenverantwortlich, wählen Fragestellungen und Tätigkeiten nach ihren Interessen und bearbeiten diese nach ihren Fähigkeiten und in ihrem Tempo. Die Pädagog*innen ermöglichen Lernsituationen, in denen Kinder und Jugendliche die Liebe zur Arbeit entwickeln können und so ganzheitlich und nachhaltig lernen.

Neben der individuellen Arbeit an selbstgesteckten Zielen bietet der Alltag im Zentrum vielfältige Herausforderungen zum gemeinsamen Lernen. Abhängig vom Alter erweitern die jungen Menschen ihren Bewegungsradius und machen Lernerfahrungen außerhalb des Zentrums; sie wachsen so in die Gesellschaft hinein.

Den Erwachsenen kommt eine besondere Bedeutung zu: Sie bereiten die "vorbereitete Umgebung" nach den individuellen und Entwicklungsbedürfnissen der in ihr tätigen jungen Menschen vor.

Die Pädagog*innen begleiten die einzelnen Heranwachsenden in ihrer Lernentwicklung und Zukunftsplanung und geben ihm nach genauer Beobachtung und Austausch im Team die jeweils notwendige Unterstützung, Beratung und Impulse.

Sie identifizieren sich mit ihrer Arbeit und haben Zeit und Ruhe für die Vor- und Nachbereitung dieser anspruchsvollen Tätigkeit mit den jungen Menschen.

Unsere Qualitätsentwicklung

Wir sind eine gewachsene Gemeinschaft, die lebendig gehalten wird. Wir vergewissern uns regelmäßig unserer Bezugspunkte aus der Montessori-Pädagogik und reflektieren sie kritisch.

Zur Weiterentwicklung bedienen wir uns des Leitbilds sowie Konzepten und Handlungsleitlinien als Basis für unser Handeln und unsere Entscheidungen und evaluieren sie regelmäßig gemeinsam mit allen Beteiligten.

Die von uns gelebte Montessori-Pädagogik evaluieren wir mit anerkannten Instrumenten der Montessori-Verbände (z.B. dem "Montessori Qualitäts-Rahmenl").

Wir entwickeln uns im Austausch mit anderen Montessori-Einrichtungen auf nationaler wie internationaler Ebene weiter.

Wir erweitern unseren pädagogischen Horizont durch gezielte Zusammenarbeit mit weiteren reformpädagogischen Einrichtungen und Zusammenschlüssen sowie Hochschulen, an deren Qualitätskriterien wir uns ebenfalls orientieren (z.B. "Blick über den Zaun" für die Schule, "Bildungs- und Erziehungsplan" für den Übergang vom Kinderhaus zur Schule).

Bei der Auswahl der Mitarbeitenden achten wir auf deren fachliche und soziale Kompetenzen sowie auf eine respektvolle, zugewandte und wertschätzende Haltung gegenüber den jungen Menschen.

Alle pädagogischen Mitarbeiter*innen haben oder erwerben eine Zusatzausbildung in der Montessori-Pädagogik.

Regelmäßige Fort- und Weiterbildung sind uns Verpflichtung und Aufgabe. Hierzu werden in angemessenem Umfang Zeit und Ressourcen zur Verfügung gestellt.

Die Räumlichkeiten und die Ausstattung mit zeitgemäßen Arbeitsmitteln entsprechen dem hohen Anspruch an unsere Bildungs- und Erziehungsaufgaben.

Unsere Gemeinschaft

Struktur und Organisation

Der Träger des Zentrums ist ein vornehmlich aus Eltern bestehender Verein, den ein hauptamtlicher Vorstand leitet und zukunftsorientiert entwickelt.

Die Leitungen der einzelnen Bereiche orientieren sich am humanen Menschenbild Montessoris. Sie arbeiten im Team und auf Augenhöhe. Sie steuern und entwickeln die Prozesse nachvollziehbar und ressourcenorientiert und verknüpfen die Bereiche.

Den Eltern erwächst aus der besonderen Konstellation, sowohl Eltern als auch Träger zu sein, Anerkennung und eine besondere Verantwortung.

Langfristig und transparent sichern wir das Zentrum finanziell.

Wir sind uns des Widerspruchs zwischen unserem eigenen sozialen Anspruch, für möglichst viele bezahlbar zu sein, und der betriebswirtschaftlichen Notwendigkeit bewusst. Aus diesem Spannungsverhältnis suchen wir gemeinsam vertretbare Lösungen für alle.

Jede*r ist dazu aufgerufen, nach ihren*seinen Möglichkeiten das Zentrum wirtschaftlich zu stärken und ihre*seine Potentiale einzubringen. Wir gehen achtsam, effizient und nachhaltig mit den uns zur Verfügung gestellten Mitteln, den Gebäuden sowie mit dem Gelände um.

Wir schaffen übersichtliche Strukturen und leben eine offene Kommunikation, die demokratische Entscheidungen ermöglichen und Transparenz schaffen. Im Dialog werden weittragende gemeinsame Belange diskutiert und im Rahmen unserer Gremien entschieden.

Kommunikation nach außen

Wir bewahren, vermitteln und fördern die Montessori-Pädagogik und bilden im Bereich der Erwachsenen darin aus.

Durch regelmäßige öffentliche Veranstaltungen verdeutlichen wir Eltern und anderen Interessierten die Prinzipien der Montessori-Pädagogik und unsere spezifische Umsetzung. Damit stärken wir darüber hinaus unsere Gemeinschaft im Zentrum.

Wir machen die Besonderheiten unseres Montessori-Zentrums nach innen und außen transparent und wecken das Interesse der Öffentlichkeit.

Wir pflegen den Kontakt zu unseren Nachbarn, zu lokalen pädagogischen Einrichtungen, zu den Ansprechpartnern aus Stadt und Kreis sowie zu den verantwortlichen Behörden.

Kommunikation nach innen

Die Basis unseres Miteinanders sind Achtsamkeit, Respekt, Vertrauen und Wertschätzung gegenüber jedem im Zentrum engagierten Menschen.

Lehrer*innen, Erzieher*innen, Mitarbeiter*innen, Schüler*innen, Kinder und Eltern bilden eine Gemeinschaft, in der jeder nach seinen Möglichkeiten mitwirkt.

Wir schätzen eines jeden Beitrag zur Gemeinschaft. Engagement, Gemeinsinn und Professionalität genießen dabei hohen Stellenwert.

Wir kommunizieren einander zugewandt, vertrauensvoll und klar.

Wir nehmen uns Zeit, Regeln des Miteinanders gemeinsam weiterzuentwickeln und transparent und konsequent umzusetzen.

Mit Vereinbarungen gehen wir verbindlich um.

Wir nehmen Kritik und kontroverse Meinungen ernst und setzen uns damit konstruktiv auseinander.

Spannungen und Konflikte sehen wir prinzipiell als Lern- und Entwicklungschance. Sie werden sachlich und in gegenseitigem Respekt ausgetragen.

Pädagog*innen und Eltern verstehen sich als verlässliche Erziehungspartner und vertrauen sich.

Pädagog*innen und Eltern haben Vertrauen in die Entwicklungskräfte der Kinder und Jugendlichen.

Sie setzen sich aktiv mit der Montessori-Pädagogik auseinander.

Erarbeitung und Verabschiedung

Dieses Leitbild wurde gemeinsam von Pädagog*innen, Schüler*innen, Eltern und Mitarbeiter*innen erarbeitet und ist für alle verpflichtende Grundlage für die tägliche Arbeit und die Weiterentwicklung des Zentrums.

Die Mitgliederversammlung setzte das Leitbild am 15. Nov. 2011 in Kraft.

Es wurde 2012 erprobt und von der Mitgliederversammlung am 26. Mai 2013 festgeschrieben. 

Nach einer Evaluierung und Überarbeitung in mehreren Workshops mit Eltern, Schülerinnen und Schülern, Mitgliedern des Aufsichtsrates und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dem Nest und Kinderhaus, der Schule und der Verwaltung und einer darauf aufbauenden redaktionellen Überarbeitung hat die Mitgliederversammlung am 14.11.2023 die neue Fassung verabschiedet und für weitere 5 Jahre als verpflichtende Grundlage für die tägliche Arbeit und die Weiterentwicklung des Zentrums festgeschrieben.