Studienfahrt nach Amsterdam

Seit dem 16.Jahrhundert hat sich Amsterdam zu einer bedeutenden europäischen Handels- und Kulturmetropole entwickelt und bietet für eine Studienfahrt mit dem Schwerpunkt auf Kunst und Architektur sehr viele bedeutende Anschauungsobjekte.

Von Friedel Pöpper

Am 23. April dieses Jahres starteten meine Kollegin Anja Walbröhl und ich mit 23 SchülerInnen des 11. und 12. Jahrgangs zu einer Studienfahrt nach Amsterdam. Wir fuhren mit dem Flixbus vom Frankfurter Hauptbahnhof bis fast vor die Haustür unseres Hotels im Amsterdamer Westen, dem „Meininger Hotel“. Auch wenn die Umgebung dieses Hotels architektonisch sehr geprägt von Bürohochhäusern ist, befanden wir uns an einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt, von dem aus wir relativ schnell mit öffentlichen Verkehrsmitteln ins Zentrum von Amsterdam gelangen konnten.

Warum Amsterdam? werden sich jetzt vielleicht manche Leser fragen. Die Antwort ist ganz einfach: Amsterdam hat sich seit dem 16.Jahrhundert zu einer bedeutenden europäischen Handels- und Kulturmetropole entwickelt und bietet für eine Studienfahrt mit dem Schwerpunkt auf Kunst und Architektur sehr viele bedeutende Anschauungsobjekte, die einen Einblick in wichtige künstlerische und architektonische Entwicklungen des 20. und 21. Jahrhunderts bieten. Amsterdam ist eine weltoffene Stadt und Holland ein Land, das Architekten große kreative Handlungsspielräume gibt/gab und von denen wichtige Impulse für eine zukunftsorientierte Architektur ausgehen.

Der erste Tag bot unseren Schülerinnen die Möglichkeit, sich zunächst einen Überblick über wichtige Künstler des 20. Jahrhunderts im Stedelijk-Museum zu verschaffen und sich ein Kunstwerk auszusuchen, das sie erwerben könnten, wenn Geld keine Rolle spielen würde. Die Audioguides ließen es zu, sich individuelle Schwerpunkte auszuwählen und ein Lieblingsbild/-kunstwerk zu finden und anschließend kurz vorzustellen.

Unser nächstes Ziel war das Rembrandthaus, in dem der Künstler Rembrandt Harmensz van Rhijn als erfolgreicher Künstler der Barockzeit lebte und arbeitete und uns ein Einblick in den Alltag dieses außerordentlichen und seiner Zeit weit voraus seienden Menschen vermittelt wurde.

Abgeschlossen haben wir unsere Exkursionen an diesem Tag mit einer Grachtenrundfahrt, bei der wir einen guten Einblick in die Entwicklung dieser Stadt erhalten haben. Die besondere Architektur und wirtschaftliche Blütezeit dieser Stadt, die auf Sand gebaut ist, wurde uns anschaulich gemacht anhand der Vielfalt der Grachtenhäuser.

Am zweiten Tag unserer Reise starteten wir im Rijksmuseum und tauchten in die Welt der Malerei, insbesondere  des „Goldenen Zeitalters“ während der Barockzeit, ein. Leider war es an diesem Vormittag so voll, dass man nur selten die Möglichkeit bekam, nah genug an die Bilder zu gelangen. Dennoch hatten wir Gelegenheit, uns dem einen oder anderen Werk zu nähern und vor allem auch „Die Nachtwache von Rembrandt und verschiedene Interieur-Bilder von Vermeer aus nächster Nähe zu betrachten. Das Rijksmuseum hat mitunter die Anmutung von einer Kathedrale für die Kunst, die ein Symbol für den ungeheuren Reichtum dieser Stadt in früheren Jahrhunderten darstellt.

Nachmittags machten wir einen Sprung in ein düsteres Kapitel des 20. Jahrhunderts und besuchten das Anne Frank Haus, das uns eine Möglichkeit bot, sich in die Zeit und das Erleben der Judenverfolgung am Beispiel von Anne Franks Schicksal hineinzuversetzen. Dieses Haus, in dem sich die Familie von Anne Frank vom Juli 1942 bis zu ihrem Verrat Anfang August 1944 versteckte, berührte viele von uns auf sehr emotionale Weise, denn es veranschaulicht die Grausamkeit des Nazi-Regimes, das auch in Holland seine menschenverachtenden Spuren hinterließ.

Unser letzter Tag stand unter dem Schwerpunkt Architektur. Am Vormittag wurden wir, bei ziemlich frischem Wind, von einem sehr kompetenten Guide durch den neuen Stadtteil Ijburg geführt. Auf einer künstlichen Insel wurde Architekten und Hauseigentümern die Möglichkeit geboten, neue Formen des Wohnbaus zu entwickeln und umzusetzen. Und die Ergebnisse sind wirklich beeindruckend, da es so viele unterschiedliche, kreativ gestaltete Häuser dort gibt nach denen man in Deutschland vergeblich suchen würde. Es war sehr interessant zu sehen, was alles möglich sein kann im Hausbau, wie z.B. schwimmende Häuser.

Holland bietet Architekten auch die Möglichkeit, zusammen mit Bauherren nach individuellen Lösungen zu suchen, die auch realisiert werden können.

Einen Vorreiter der innovativen holländischen Architektur haben wir bei unserer letzten Exkursion nach Utrecht kennengelernt: Gerrit Rietveld. Er war Möbelschreiner, Designer und Architekt und Mitglied in der Künstlergruppe „De Stijl“. Im Jahr 1922 hat er für seine Frau und sich ein Einfamilienhaus entworfen und gebaut, das heute zum Weltkulturerbe gehört und das wir besichtigen konnten. Dieses Haus ist bis ins Detail durchdacht und ein Musterbeispiel für das „Neue Bauen“ in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Es ist sehr funktional und gleichzeitig sehr ästhetisch, Farben und Formen erinnern stark an Bilder von Piet Mondrian. Wir waren alle sehr beeindruckt von den vielen praktischen Funktionen in diesem Haus, die uns dort demonstriert wurden.

Mit diesem Besuch endeten unsere Exkursionen und am Abend und am darauffolgenden Tag gab es dann Gelegenheit, mit den Holländern auf den Straßen Amsterdams den „Koningdag“ zu feiern (Geburtstag des Königs). Die Stadt wurde dominiert von einer Farbe: Orange.

Allen, die sich für Kunst und Architektur interessieren, kann ich eine Reise nach Amsterdam nur empfehlen. Tot ziens!